Solothurn im Bann des Bluesrocks

Konzertkritik: Glenn Hughes im Kofmehl
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Nicht jeder 64-jährige kann a capella perfekte Töne bis in schwindelerregende Höhen treffen und dabei auch noch saucool aussehen. Glenn Hughes schon. Das stellte der Brite im Kofmehl definitiv klar. Vor einem faszinierten, vorwiegend etwas älteren Publikum, was nicht weiter verwundert, kennt man Hughes doch vor allem als Bassist von Deep Purple in deren besten Jahren, oder Sänger von Black Sabbath 1986.

 

In der überschaubaren Menge fanden sich zudem einige bekannte Gesichter aus der Schweizer Rock-Szene, was wohl auch darauf zuückzuführen ist, dass diese - inklusive Glenn Hughes - um Mitternacht auf Krokus-Sänger Marc Storaces Geburtstag anstiessen.

 

Schon der Support-Act sorgte verdienterweise für viel Begeisterung. Einige Besucher kannten Jared James Nichols bereits als Vor-Act vom Konzert von Lynyrd Skynyrd im letzten April. Der noch sehr junge Amerikaner konnte aber auch viele neue Fans gewinnen, was der anschliessende Andrang am Merch-Stand zeigte. Dieses Jahr veröffentlichte der Blues-Rocker mit dem Bassisten Erik Sandin (nein, nicht der Drummer von NOFX) und Schlagzeuger Dennis Holm sein Debüt-Album «Old Glory and the Wild Revival», welches die Musiker eifrig signierten und verkauften. In Nichols Live-Repertoire befanden sich zudem bekannte Cover-Songs wie «Rock and Roll, Hoochie Koo» oder «Mississippi Queen». Mit sichtbarer Spielfreude, regelrechten Publikums-Flirtkünsten und einem sehr präsenten Bassisten war Jared James Nichols der perfekte Animateur. 

 

Glenn Hughes schliesslich sprach nicht so viel und wenn, dann eher phrasenhaft («Es herrscht so viel Krieg und Elend in der Welt, lasst uns in der Musik zusammenkommen» etc.), oder um sein nächstes Album und eine weitere grosse Tour anzukündigen, was freudig entgegengenommen wurde. Allerdings war auch ganz bestimmt niemand an diesem Abend ins Kofmehl gepilgert, um die «Voice of Rock» reden zu hören. Dafür gab es Blues vom Feinsten auf die Ohren, und zwei Stunden lang instrumentalische und stimmliche Perfektion. Neben seinen eigenen Songs wie «Orion» oder «Soul Mover» präsentierte Hughes auch einige Deep-Purple Stücke wie «Stormbringer», «Sail Away» oder «Mistreated», Lieder aus seiner Zeit bei Trapeze («Way Back to the Bone», «Touch my Life») und sogar das Whitesnake-Cover «Good to be Bad«.

 

Die obligatorische Zugabe bildeten «Black Country» (Black Country Communion) und «Burn» (Deep Purple). Und wer danach noch immer nicht genug hatte, durfte sich auf den nächsten Tag freuen, denn Glenn Hughes und Jared James Nichols machten dann auch noch in Luzern Halt. 

 

Ein toller Konzertabend, an dem es ausschliesslich um die Musik ging, und der Bluesrock richtig gefeiert wurde. Glenn Hughes will noch lange nicht in den Ruhestand, und das ist auch gut so.

 

Seraina Schöpfer / Do, 08. Okt 2015